Zeit- und Kostenfresser mit unsicherem Ausgang – oder Garant für nachhaltige Qualität? Die Rolle von Architektenwettbewerben wurde bei der KZA Experten-Runde am Mittwoch kontrovers diskutiert. Rund 60 Gäste waren dabei und redeten mit.

Schon der Titel der Veranstaltung gab das Spannungsfeld treffend wieder: „Unbedingt! – Bloß nicht! Wettbewerbe zwischen gemiedenem Übel und gefeiertem Ergebnis“ lautete das offizielle Thema der 17. KZA Experten-Runde. Und zwischen eben diesen Polen bewegten sich die Beiträge der Referenten und Diskussionsteilnehmer.

In seiner Begrüßung warf Wolfgang Zimmer zunächst einen Blick zurück. Denn Architektenwettbewerbe seien keine Erfindung der Gegenwart, betonte der geschäftsführende Gesellschafter des Büros KZA. „Sie führen sehr häufig zu ikonischen Gebäuden, die wir alle kennen und die den Ort nachhaltig prägen.“

Unsicherheiten und Erfolgsfaktoren

Doch was braucht es, damit ein Wettbewerb für alle Projektbeteiligten zum Erfolg wird, und welche Unsicherheiten birgt ein solches Verfahren? Einen grundlegenden Einstieg in dieses Themenfeld lieferte Benjamin Hossbach, geschäftsführender Gesellschafter von [phase eins] aus Berlin. Das Büro hat sich unter anderem auf das Wettbewerbsmanagement spezialisiert.

Werner Völler stellte anschließend die Sicht eines Projektentwicklers vor. „Wettbewerbe geben Möglichkeiten, können aber auch Hindernisse darstellen“, sagte der stellvertretende Leiter Qualitätssicherheit der OFB Projektentwicklung GmbH aus Frankfurt am Main. Seine Bilanz war aber insgesamt positiv. „Über die Jahre ist es uns gelungen, mit Wettbewerben einen deutlichen Mehrwert zu schaffen.“

Chancengleichheit

Und die öffentliche Verwaltung? Nach welchen Kriterien legt sie fest, wo in einer Stadt ein Wettbewerb ausgelobt wird – und wann ein Investor ein Projekt auch ohne großes Verfahren auf den Weg bringen kann? Diese Frage richtete sich insbesondere an Hans-Jürgen Best.

Der Essener Stadtdirektor gab einen Einblick in lokale Wettbewerbsverfahren der jüngeren Vergangenheit – und stellte sich dem Vorwurf, nicht immer nachvollziehbar zu entscheiden. Diese Annahme sei zwar auf den ersten Blick naheliegend, sagte Best. „Ob sie wirklich zutrifft, ist eine andere Sache. Nicht alles kommt in der Öffentlichkeit an.“

Auch Kerstin Memering, Bauherrenvertreterin der Dr. Jänsch Vermögensverwaltungsgesellschaft, griff die Themen Offenheit und Chancengleichheit auf. Das Unternehmen plant den Bau eines Hochhauses an der Essener Huyssenallee – ohne Architektenwettbewerb und begleitet von kontroversen öffentlichen Diskussionen. Dabei spreche kaum jemand über den erheblichen zeitlichen und finanziellen Aufwand, den Architekturbüros in Wettbewerben erbringen müssten, betonte Memering. „Ob beispielsweise kleine Büros das leisten können, ist fraglich.“

Ambivalente Positionen 

Hier die Befürworter, da die Gegner? So einfach sei es nicht, betonte Axel Koschany. Denn auch für Architektenbüros kämen verschiedene Facetten zum Tragen. „Wir nehmen gerne an Wettbewerben teil und halten sie für wichtig – das ist der eine Hut. Auf der anderen Seite freuen wir uns natürlich auch über Direktbeauftragungen und ärgern uns, wenn einem sicher geglaubten Auftrag ein Wettbewerb vorgeschoben wird.“

Am Ende müsse die gestalterische Qualität an erster Stelle stehen – und von der Verwaltung auch an „schwächeren Standorten“ priorisiert werden, forderte Benjamin Hossbach. Auch Axel Koschany sprach sich in seinem Schlusswort für mehr Wettbewerbe aus: „Ich wünsche mir, dass die 2b-Lagen einer Stadt genauso viel Aufmerksamkeit bekommen wie die 1a-Lagen“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter des Büros KZA.